Gabriele Fanta leitet seit Dezember 2020 den Personalbereich des internationalen Technologiekonzerns. Sie betreut weltweit die Personalthemen bei Körber, so auch das Recruiting, die Personalentwicklung und das Employer Branding.
Frau Fanta, Körber will ein fairer und attraktiver Arbeitgeber sein. Was tun Sie dafür?
Als Arbeitgebermarke sind wir noch recht jung. Vor etwa zwei Jahren haben wir damit begonnen, unsere zahlreichen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen unter der gemeinsamen Marke „Körber“ zu vereinen. Ab September wird auch das Geschäftsfeld Tabak vollständig unter der Marke Körber geführt. Derzeit tritt es noch unter dem Namen „Hauni“ am Markt auf. Als „Körber” können wir besser nach außen zeigen, wer wir sind und für was wir stehen.
Wie gehen Sie das an?
Ein wichtiger Aufschlag war unser erster weltweiter 24-stündiger, virtueller Körber Career Day im vergangenen Jahr. Wir haben frühmorgens in Asien begonnen und sind mit der Sonne einmal quer rund um den Globus gewandert, um am frühen Morgen wieder in Europa zu enden. Interessierte Bewerber konnten unser Online-Programm rund um die Uhr verfolgen und den Körber-Konzern in all seinen Facetten kennenlernen. 200 Kollegen waren weltweit beteiligt, egal ob im Hintergrund bei der Vorbereitung oder aktiv vor der Kamera, um sich selbst, ihre Jobs und Standorte mit virtuellen Rundgängen und Videos vorzustellen. Das zeigte sehr gut, wie vielfältig die Menschen sind, die mit uns im Unternehmen arbeiten.
Wie kam das Format an?
Fantastisch! Von den Teilnehmern und auch unseren Kollegen, die mitgemacht haben, gab es durchweg positive Rückmeldungen. Die Zahl der Bewerbungen ist unmittelbar nach der Veranstaltung um rund 40 Prozent gestiegen.
Für Bewerber, aber auch für langjährige Mitarbeiter sind Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion, kurz DEI, zentrale Themen im Berufsumfeld. Wie ist Körber hier aufgestellt?
Vielfalt lässt sich nicht verordnen, sie muss im Unternehmen entstehen. Bei Körber haben wir dafür beste Voraussetzungen: Wir sind international stetig gewachsen und vereinen als global agierender Konzern zahlreiche Nationalitäten und ethnische Gruppen im Unternehmen. Es ist für uns ganz normal, ein multikultureller Konzern zu sein und unsere Unterschiede zu achten. Auch altersmäßig sind alle berufstätigen Generationen bei uns dabei.
Wie sieht es in den Bereichen Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung aus?
Beides spielt weder bei Einstellung noch bei der Entwicklung eine Rolle. Das heißt: Wir wollen niemandem einen Stempel aufdrücken, weder den Stempel Frau oder Führungskraft, Mitarbeiter mit Migrationshintergrund oder homosexuelle Mitarbeiterin. Deshalb erhalten unsere Recruiter ein „Unconscious Bias-Training“: Darin lernen sie, ihre eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und Schubladendenken in Bewerbungsgesprächen zu vermeiden. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden für das anerkannt, was sie leisten und wofür sie stehen. Das ist unser Grundsatz. Äußerliche oder persönliche Merkmale spielen in unserem Arbeitsumfeld keine Rolle.
Wo steht Körber in Sachen Inklusion?
Bei Inklusion geht es um die Integration von Menschen mit psychischer oder physischer Beeinträchtigung in den Arbeitsalltag. Und da sind wir auf einem guten Weg. Wir arbeiten hier künftig enger mit der Bundesagentur für Arbeit zusammen. Dabei ist es zunächst wichtig herauszufinden, ob es bei uns Menschen gibt, die eine Behinderung haben – sich aber nicht trauen, das öffentlich zu machen. Denn nicht immer handelt es sich um eine erkennbare „Disability“ wie etwa bei unseren gehörlosen Auszubildenden. Viele Menschen haben psychische Behinderungen oder körperliche Beeinträchtigungen, die man eben nicht so offensichtlich vor Augen hat. Diese wollen wir natürlich ebenso bestmöglich integrieren. Zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit wollen wir herausfinden, welche Stellen und Profile wir bei Körber in dieser Hinsicht anbieten können.
Was macht Körber als Arbeitgeber besonders?
Wir pflegen einen offenen Umgang miteinander. Kein Vorgesetzter, kein Vorstandsmitglied versteckt sich hinter abgesperrten Bereichen, oder gar in separaten Stockwerken. Alle Mitarbeiter können jederzeit in den Dialog mit den Führungskräften und Vorständen treten. Die Kontaktdaten sind für alle einsehbar, jeder ist direkt über zahlreiche Kanäle erreichbar. Das wird auch intensiv genutzt. Im täglichen Miteinander haben sich hierarchischen Kommunikationsstrukturen bei uns schon lange aufgelöst.
Und wo gibt es noch etwas zu tun?
Eines unserer großen Ziele ist die Steigerung des Anteils der weiblichen Führungskräfte.
Momentan liegt dieser bei 14,3 Prozent. Wenn man bedenkt, dass Frauen bei uns insgesamt 19,7 Prozent der Beschäftigten ausmachen, ist das schon nicht schlecht. Es ist und bleibt jedoch ein bewegliches Ziel, weil nicht jede Mitarbeiterin eine Führungskraft sein möchte. Das hat mit Erfahrung, einer gewissen Reife zu tun und nicht zuletzt mit dem Stundenkontingent. Ein größeres Team in Teilzeit zu führen, kann schwierig sein. Natürlich experimentieren wir auch in solchen Bereichen mit Jobsharing. Wenn es bei uns eine positive Auswirkung der Coronapandemie gibt, dann die, dass einige unserer weiblichen Angestellten in Teilzeit ihre Stunden erhöht haben, weil im Homeoffice das Pendeln wegfällt. Und wir alle haben Führung remote nun auch gelernt – das können große Chancen für weibliche wie auch männliche Talente sein, die sich intensiv um Familiäres kümmern wollen oder müssen.
Woran liegt das und wie wollen Sie das ändern?
Im Maschinen- und Anlagenbau sowie in Digital- und Technologieunternehmen – ist die Zahl weiblicher Beschäftigter per se leider viel geringer als in anderen Industriezweigen. Ändern ließe sich das, indem sich viel mehr Frauen in technischen und digitalen Berufen ausbilden lassen. Und dass sich diejenigen, die das getan haben, bei uns bewerben. Dafür werbe ich, wo auch immer ich kann – #weibliche Talente willkommen. Und vielleicht bieten gerade technischere Unternehmen ein Umfeld mit mehr Chancen, weil es eben weniger Frauen gibt.
Wobei sich Vielfalt ja nicht auf weibliche oder männliche Kollegen beschränkt …
Absolut richtig, ich begreife – und das gilt auch für Körber in Gänze – Vielfalt in der Tat umfassend. Das fängt bei ethnischer Herkunft an und reicht bis zu individuell und flexibel gestaltbaren Arbeitsweisen und -zeiten, wo es möglich ist. Uns ist es wichtig, gemischte Teams erfolgreich zu führen, analog wie auch virtuell. Es geht im Kern darum, effizient sehr gute Ergebnisse zu erzielen, unabhängig davon, woher die Mitarbeiter kommen, wie alt sie sind, wen sie lieben oder an welchem Ort sie tätig sind. Da sind wir in allen unseren Geschäftsfeldern auf einem guten Weg. Wir sind mitten in einer umfassenden Transformation und die ist noch lange nicht zu Ende.