Ein echter Wettstreit
Im zweiten Schritt gilt es, das genaue Potenzial einer Projektidee zu ermitteln. Die zentralen Fragen dabei: Ist das identifizierte Problem spezifisch für einen Kunden oder auch anwendbar für andere Unternehmen im selben Markt oder in anderen Märkten? Wie wird das Problem heute gelöst? Welches sind andere Industrien, in denen dieses Problem auftreten könnte? Wie hoch ist der Return on Investment (ROI), also die Kapitalrendite, die für einen Kunden mit einer digitalen Lösung erzielt werden kann? Wie sehen Produktvision und die erste Produktversion aus? Welche Lösungen gibt es bereits am Markt und wo könnte ein Alleinstellungsmerkmal liegen? Ist es besser, eine digitale Lösung einzukaufen, selbst zu entwickeln oder in Co-Creation mit Partnern oder Kunden anzugehen?
„Wir arbeiten mit Hypothesen, testen diese und versuchen, über die Zeit immer mehr Wissen zu generieren, um gute Business- und Produktentscheidungen zu treffen“, erklärt Nick Retzmann. Der Auswahlprozess könne mitunter schmerzhaft sein. Neben klar definierten Bewertungskriterien seien dabei die Einbeziehung externer Experten aus den Bereichen Venture Capital und Start-up-Investment hilfreich – sowie ein echter Wettstreit. „Viele gute Ideen zu haben, ist Voraussetzung für Innovation, aber aus Ressourcengründen kommen nur die vielversprechendsten Ideen im Prozess weiter“, sagt Nick Retzmann. „Fokus ist auch hier der Schlüssel.“
Entscheidet sich Körber dazu, die identifizierte Opportunität weiter zu verfolgen, wird ein Projektteam gegründet. Dessen Zusammensetzung sei dabei entscheidend für den Entwicklungserfolg, sagt Nick Retzmann: „Es kommt darauf an, dass sich die Teammitglieder optimal ergänzen.“ Für den bestmöglichen Projekterfolg brauche es nicht nur verschiedene Disziplinen von Strategic Design, Venture Architect und Software Architect bis Product Owner, sondern eben auch komplementäre Eigenschaften und Charaktere – Strategen und Visionäre, Pedanten und Pragmatiker, Mut und Gelassenheit, Leidenschaft und Intuition. Die Teams, sagt er, erhalten ein hohes Maß an Eigenverantwortung, sie arbeiten in Sprints, haben flache Hierarchien und klare Ziele. Und eines ist ihm dabei besonders wichtig: „Ein permanenter Erfolgswille eint alle im Arbeitsalltag: Ist das wirklich schon die beste Lösung? Wenn es nicht so läuft, wie ursprünglich gedacht, was können wir noch tun um die Stakeholder oder einen Kunden zu überzeugen?“ Im Mittelpunkt stehe dabei stets das „Mindset“, also die passende Denkweise und Einstellung.